Freitag, 13. Oktober 2017

Frau Guerot, Nationalstaaten k.o.?

So sehr ich das Engagement von Frau Guerot schätze, wenn es um die Neuausrichtung der EU geht, so sehr muß ich hier in dem Fall etwas widersprechen, wenn es aus Anlass der aktuellen Entwicklungen in Spanien mit dem Zerwürfnis um Katalonien sie argumentiert, dass eine neue EU eine EU der Regionen sein müsse, in der z.B. Katalonien als eigenständige Region vertreten sein könnte. Das würde ich zwar prinzipiell nicht ausschließen wollen bedeutet aber nicht, dass man das Konstrukt "Nationalstaat" als völlig obsolet abtun könnte. Besonders der von Frau Guerot zitierte Robert Menasse mit seiner Äußerung „Regionen sind Heimat, Nationen sind Fiktion“, ist völlig daneben. Und das kann gerade ich als ehemaliger Ostdeutscher sehr wohl beweisen. Ich bin mit den Symbolen eines Staates groß geworden, den es jetzt nicht mehr gibt. Das war aber keine Fiktion sondern Realität und diese Realität brannte sich in die Psyche jedes einzelnen hinein. Und das ist auch heute so, dass sich alle, die einem Staate angehören, sich auch mit diesem Staat in gewisser Art und Weise identifizieren. Symbole der Identifikation gibt es eine Menge, spontan fällt mir z.B. der Sport ein, speziell Fußball. Was will man dann machen, wenn es eine EU gibt, wo es kein Deutschland mehr gäbe? Dann spielt plötzlich „Sachsen gegen Flandern“ im Halbfinale einer EM oder wie? Das ist doch irgendwo zu weit hergeholt.
Deshalb, selbstverständlich wird im Zuge einer Neureformierung der EU auch die Souveränität der Nationalstaaten eine herabgestufte sein, ähnlich wie es ehemaligen Königreichen wie den Bayern erging, als sie sich zu einem Bundesstaat innerhalb Deutschlands integrierten. Aber die Nationalstaaten als solche sollte man nicht zu schnell verwerfen, zu sehr würde man damit erst recht Separatismus fördern. Das will Frau Guerot auch nicht, dann aber gibt es keinen Weg vorbei an der Integration von Nationalstaaten.

Artikel von Frau Guerot auf Zeit.de