Freitag, 29. Juli 2016

Mr. Dax für ein Grundeinkommen

Dirk Müller, der bekannte Börsenexperte aus Funk und Fernsehen, auch Mr. Dax genannt, hat in einem seiner letzten Statements ausdrücklich die Initiative der Schweiz zur Volksabstimmung über die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens gelobt.
Zwar muß man etwas vorsichtig sein, wenn man Helikoptergeld und Bedingungsloses Grundeinkommen in einem Atemzug erwähnt, dennoch zeigt dieses Statement, dass das Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen" in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und nicht mehr ein Randthema für träumerische Utopisten.



Auch die Frage, ob uns die Jobs ausgehen ist sicher immer wieder eine Diskussion würdig. Bei einem Gespräch mit Sascha Liebermann, seines Zeichens Professor für Soziologie, sprach dieser sich dafür aus, dieses Argument eher nicht an vorderster Stelle zu platzieren, da es möglicherweise seine Wirkung nicht so entfalten wird wie man annimmt da es doch wieder genügend Jobs geben könnte. Aber das letzte Wort ist hier sicher noch nicht gesprochen. Denn das Stichwort "Digitalisierung" bringt hier noch mal einen ganz neuen Schub in die Diskussion. Zeigt sich die Entwicklung des Abbaus von Arbeitsplätzen in einer exponentiell ansteigenden Kurve? Exponentiell hervorgerufen durch die Digitalisierung? Denn mit dem Aufkommen der digitalen Welt ist in der Tat ein völlig neuer Weltenraum erschaffen worden, dessen Gesetzmäßigkeiten wir gerade erst beginnen zu begreifen.

Montag, 25. Juli 2016

Das Leben wird komplizierter - und das ist schön...

...schrieben die Autoren des Spiegels in der Ausgabe 6/2016 am Ende eines Artikels auf Seite 20, bei dem es eigentlich um die neuesten Entwicklungen bei der AfD und die allgemeine politische Situation im Januar 2016 in Deutschland geht.
Da wird mit Recht auf die sehr aggressiven bis rassistischen Tendenzen innerhalb der AFD hingewiesen. Sei es bei Frontfrau Frauke Petry oder anderen Verantwortlichen wie André Poggenburg, Landeschef der AfD Sachsen-Anhalt.
Da wird mit Recht auf die zunehmende Radikalisierung innerhalb Europas hingewiesen, ob in Polen, Frankreich oder Holland oder erst recht mit Großbritannien. (Das war noch vor dem Brexit!).
Also alles sehr klar und detailliert geschrieben um dann zu einer Schlußfolgerung zu kommen, die an Dummheit kaum zu überbieten ist, vor allen Dingen wenn man vorher doch mit ansprechendem Niveau argumentiert hat.
Hier die Formulierung im Original:

Flüchtlinge werden weiter kommen, Kulturen und Religionen mischen sich, deutsche Familien sehen anders aus als vor 40 oder 50 Jahren, das Liebesleben ist mannigfaltig und eigensinnig - die deutsche Wirklichkeit wird komplizierter, und warum auch nicht? Die meisten Menschen kommen gut damit zurecht, unser Leben heute ist freier, sicherer, gesünder und in den meisten west- und ostdeutschen Städten schöner als noch vor 30 Jahren.
Als Autoren werden leider mehrere Namen angegeben, ich schreibe sie jetzt notgedrungen alle auf, weil ich ja nicht weiß, von wem nun genau diese Sätze kommen. Melanie Amann, Matthias Bartsch, Jan Friedmann, Nils Minkmar, Michael Sauga, Steffen Winter.

Vielleicht lag es ja genau daran, dass die eine Hand von der anderen bei der Produktion des Artikels nicht wußte, was sie schrieb. Zumal das Zitat der vorletzte Absatz des gesamten über mehrere Seiten geschriebenen Artikels war. Vielleicht mußte einfach nur noch etwas Füllstoff her und so hat man sich einfach in hohlen Phrasen ausgeweidet, vielleicht mußte es ja auch schnell gehen, der Redaktionsschluß nahte, oder, oder...

Dennoch erwartet man von einem Organ wie dem Spiegel Qualität und das war definitiv weit weg davon.

Gehen wir es also mal der Reihe nach durch.

- Flüchtlinge werden weiter kommen

Ja, sicher. Aber ohne Angabe einer Menge ist diese Aussage sinnlos. Da wurde im Text genau einen Absatz vorher extra darauf hingewiesen, dass es vielleicht der Regierung darum gehen sollte, die Zahl der Flüchtlinge zu drücken um ein Argument der AfD zu entkräften und dann schreibt man so einen Nonsens. Es ist eben genau diese Frage nach der Menge, die entscheidend ist. Ja, Flüchtlinge hat es immer gegeben, wird es auch immer geben. Aber es ist die Frage wieviele auf einmal sich wohin begeben. Deshalb sind solche Allgemeinplätze Quark. Aber das ist noch nicht das schlimmste.

- Kulturen und Religionen mischen sich

Ja, sicher. Die Spanier haben damals das Christentum nach Lateinamerika gebracht, die Exil-Engländer in den späteren USA ebenso das Christentum den nordamerikanischen Ureinwohnern. Jeder weiß, dass dies nicht so friedlich über die Bühne gegangen ist, wie man das sich wünschen würde. Über die ganzen Probleme und Verwerfungen brauche ich nicht zu diskutieren, es ist jedenfalls an Naivität kaum zu überbieten, wenn man solche Allgemeinplätze formuliert, dass sich Kulturen und Religionen einfach so mischen. Das haben sie noch nie getan. Das war durchaus oft mit viel sozialem Sprengstoff versehen.

- deutsche Familien sehen anders aus als vor 40 oder 50 Jahren.

Ja, sicher. Ich sehe auch anders aus als vor 40 oder 50 Jahren. Das ist doch nicht die Frage. Die Frage ist, ist die Veränderung, die stattfindet normal oder krank!!! Das ist eine Frage nach Qualität. Was ein Stück weit Differenzierung voraussetzt. Wenn ich mich verändere und weiße Haare bekomme, ja dann ist das wohl normal im Alter. Wenn ich aber irgendeine Hautveränderung bekomme, die auf eine Krankheit hindeutet, dann ist das sehr wohl nicht normal sondern krank.

- das Liebesleben ist mannigfaltig und eigensinnig

Gut, darüber lass ich mich nicht weiter aus, weil ich auch nicht verstehe, was so eine Formulierung überhaupt in einem Artikel, in dem es um die AFD und die Politik geht, soll.

- die meisten Menschen kommen gut damit zurecht

Jein! Es gibt sicher eine große Anzahl an Menschen, die zu Multikulti ein entspanntes Verhältnis haben. Aber das alleine reicht ja nicht zur Bewältigung der aktuellen Flüchtlingsproblematik. Wenn tausende Flüchtlinge unkontrolliert ins Land kommen, die zudem aus einem Kulturkreis kommen, der krank ist, dann ist es auch naiv zu glauben, das wir damit gut zurecht kommen könnten indem wir einfach so weiter machen wie bisher. Deshalb wird die Anzahl der Menschen, die damit zurecht kommen immer weiter sinken! Dass das die Spiegel-Autoren nicht sehen, ist eigentlich schlimm und eben ein Zeichen von Verdummung!

- unser Leben heute ist freier

Ha, ha...das ist wirklich die Spitze an Dummheit, die sich die Autoren haben einfallen lassen. Das war auch der Grund, warum ich an diesem Zitat so hängen geblieben bin.
Also wer so was schreibt in einem gesellschaftlich etablierten Organ wie dem Spiegel, der ist für mich nicht zurechnungsfähig. Wie kann man so etwas schreiben, in einem Land, in dem HartzIV "offener Strafvollzug" bedeutet (Originalton von Götz W. Werner, dm-Drogerie-Chef) Hier werden massiv Grundrechte verletzt.
Wie kann man so etwas gerade gegenüber der jungen Generation behaupten, die nichts von der Rente mehr haben wird, die sich von einem befristeten Verhältnis zum nächsten hangelt um dann zwischendurch wieder in die Mühlen von HartzIV zu geraten. Der Witz ist, grade mal 4 Seiten weiter in dieser Spiegelausgabe auf Seite 24 wird in einem kurzen Nachrichtentext darüber informiert wie ausgerechnet die Bundesregierung vermehrt prekäre Jobs schafft!!! Und das ohne erkennbaren Grund.
Wie kann man das schreiben, wo doch die Gesellschaft gerade in den letzten Jahren immer mehr ausgepresst wird, indem dem Bürger die Schulden von ganzen Banken oder Staaten aufgelastet wird.
Wie kann man so was schreiben, wenn immer mehr rechtsradikale Vorfälle zu verzeichnen sind. Also das ist wirklich Blödsinn hoch drei. Ich kann es nicht anders nennen.

- unser Leben heute ist sicherer

Ja, ganz bestimmt mit der unkontrollierten Zuwanderung von Flüchtlingen aus kranken Kulturen ist unser Leben heute sicherer. Sieht man ja an den vielen tollen Aktionen derzeit (München, Würzburg), wahrlich eine Bombenstimmung herrscht hier.

- unser Leben heute ist gesünder

jein. Sicher ist vieles durchaus lobenswert. Aber in Zeiten der Globalisierung drohen neue Gefahren von multinational agierenden Konzernen wie Monsanto und deren Wunsch, Glyphosat weiterhin zu verwenden. Auch die ganzen geplanten Freihandelsabkommen sind nicht automatisch ein Garant für ein gesünderes Leben.

- die Städte sind schöner als vor 30 oder 40 Jahren

ja, da würde ich mit zwar einigen Abstrichen aber prinzipiell ausnahmsweise zustimmen. Es ist viel getan worden zumindest in den Boom-Regionen wie Leipzig, wo ich nun mal wohne. Da ist wirklich sehr viel zum positiven hin passiert und die Stadt wirkt aufgeräumter denn je und das ist auch ein Verdienst der letzten Jahre. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, das auch viel architektonischer Mist gebaut wurde.

Das waren also mal die Aufzählung der einzelnen Aussagen, die in einem Satz zusammengeführt wurden und ich glaube, soviel Dummheit in einen Satz zu bringen ist sagenhaft. Jetzt braucht man sich eigentlich auch nicht zu wundern, wenn solche Organe wie der Spiegel zur Lügenpresse abgestempelt werden. Also wenn man so blind ist, dann ist da wohl wirklich was dran. Es ist aber nicht so, dass vorsätzlich gelogen wird beim Spiegel, das würde ich den Herren und Damen gar nicht unterstellen. Nein, es ist schlicht und ergreifend Dummheit, die dazu führt, dass sich die Redakteure in verweichlichten Allgemeinplätzen verlieren.

Ja, das Leben wird komplizierter, den Eindruck haben sicher viele Leute, aber das ist eben gerade nicht einfach so schön, das muß man schon erst mal bewältigen können. Und manches was komplizierter ist müsste nicht komplizierter sein aber es ist so und deshalb überhaupt nicht schön. Also wirklich, so einen Quark zu schreiben, da müssten die Redakteure eigentlich an alle Leser des Spiegels eine Entschädigung zahlen.