Sonntag, 21. Februar 2016

Die Putin-Versteher

Wir leben in unruhigen Zeiten. Wer hätte das gedacht, nach den Wende-Wirren in den 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als es wirklich mal chaotisch war, sah es so aus als würde danach eine Zeit der Glückseligkeit anbrechen, zumindest für die Deutschen, die nach über 40 Jahren Trennung nun wieder ein einig Volk waren.
 
Sieht man sich aber die derzeitige Situation in Deutschland an, dann kann man den Eindruck gewinnen, das ein Riss durch die Gesellschaft geht. Ein Riss, der aus dem Einig-Vaterland eine zunehmende Polarisierung in die Guten und die Bösen, in die Gewinner und Verlierer, in die Rechten und Linken, in die Einheimischen und die Ausländer macht. Man kann sicher noch andere Kategorien bei näherem Betrachten finden.
 
Wirklich betroffen macht es einen, wenn der Riss auch durch den eigenen Freundes- und Verwandtenkreis geht.
Natürlich gab es auch früher Meinungsverschiedenheiten aber man konnte entweder damit leben oder man konnte sich auf etwas einigen, manchmal fand man Lösungen, die für alle akzeptabel waren. Manchmal dauerte es auch, bis man sich fand. Auf jeden Fall sah man es nicht als so problematisch an.
 
Mit heute ist dies kaum zu vergleichen. Es ist in der Tat ein Klima der gegenseitigen Schuldzuweisungen entstanden, der einen wirklich Sorgen bereiten kann.
 
Wie kann das sein?
Nun, es scheint und dieser Eindruck verstärkt sich mit zunehmender Dauer, dass die gesellschaftliche Lage allerorts angespannt ist. In Deutschland natürlich durch die Flüchtlinge, die auf der anderen Seite auch die Rechten und alle, die übermäßig Angst vor dem Fremden haben, mobilisiert.
In anderen Ländern Europas sind ähnliche Tendenzen zu beobachten.
 
Was geht hier vor?
Im Moment nehme ich eine zunehmende gesellschaftskritische Haltung von jungen Leuten war, die zwar nicht dem rechten Rand zugeordnet werden wollen, die aber mit ihrem Handeln am Ende genau diesen rechten Rand hoffähig machen. Sie tun das nicht aus Absicht sondern aus Naivität oder weil sie nicht wissen welche Geister sie herbeirufen.
 
Kritik an Medien, Regierung, EU und allgemein Politik wird schnell zu einem Rundumschlag gegen alles Westliche! (Was schon kurios genug ist: Leute, kritisieren ihre eigene Regierung und sprechen ihnen jegliche moralische Integrität ab. Natürlich kann man dies tun - aber wie ich gleich zeigen möchte, wird dies so extrem verbogen, das man die konstruierte Gegenseite im Sonnenlicht sieht oder sehen will, auf der alles friedlich und harmonisch zugeht - was ich damit meine wird gleich klarer).
 
Zunächst kann man es ja positiv sehen wenn sich möglichst viele Menschen an den politischen Entscheidungsprozessen beteiligen. Nur ist im Moment kein positiver Trend zu erkennen sondern lediglich ein Beharren auf den jeweiligen Positionen. Und leider, das passiert sehr häufig, tendieren Menschen von einem Extrem in das Andere. Kritisiert man also die hiesige Presse, wird die Presse andernorts als objektiv und wahrheitsliebend empfunden. Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Sender RT (ursprünglich Russia Today).
Erst neulich bin ich darauf aufmerksam geworden weil wieder jemand aus dem Bekanntenkreis darüber etwas auf FB postete und große Zustimmung signalisierte. Doch was ist RT eigentlich. Lt. Wikipedia, und ich glaube, diese Quelle sollten wir mal als seriös nehmen, ist RT ein Fernsehsender, der von Russland staatlicherseits gefördert und bezahlt wird. Was sieht man dort für Nachrichten? Es ist nicht schwer zu erkennen, dass hier Nachrichten gesendet werden, die ein Gegengewicht zu westlichen Medien darstellen sollen. Soweit so gut. Aber wenn daraus völlig gegensätzliche Bilder produziert werden, sollte man skeptisch werden.
Nun kann man auch auf Wikipedia nachlesen, dass bei dem so offenen Sender Gesprächspartner wie Beatrix von Storch oder Udo Ulfkotte eingeladen waren. Da sollten einem gebildeten Bürger doch die Alarmglocken schrillen.
Es ist also sehr fatal, dass junge Leute diesen Medien mehr Glauben schenken, als den Einheimischen.
RT hat auch einen Youtube-Kanal und die Auswahl an Filmen ist immens. Ich kann hier nicht alle einzeln auseinandernehmen, aber mal exemplarisch einen hab ich mir rausgefischt, weil ich schon durch den Titel des Films stutzig wurde: "Fakten gegen Plattitüden - Sanders: 'Russland keine Gefahr' "
Nur ein kurzer Film, den kann man sich anschauen. Aber was stimmt hier nicht!? Nun, der Titel stimmt nicht mit dem überein was Sanders gesagt hat. Er hat nicht gesagt, dass Russland keine Gefahr wäre, sondern das er sehr besorgt sei, weil es isolierte Staaten wie z.B. Russland gebe. Das ist aber nicht dasselbe!
Warum sagt man also, Sanders würde behaupten, Russland sei keine Gefahr? Es liegt mehr oder weniger auf der Hand, dieser Nachrichtensender will eine Meinung transportieren, die Russland gut aussehen lässt und den Westen diskreditiert.
 
Und diese Art von Stimmungsmache kann man mittlerweile an vielen Orten erleben.
Gerade erst wieder neulich in der Talk-Show von Anne Will aufgekreuzt: Gabriele Krone-Schmalz, die Russenversteherin. Da mußte ich auf FB einen Kommentar lesen, wie toll diese Frau doch sei. Als ich dann intervenierte und es gar nicht so toll fand, dauerte es auch nicht lange und mein lieber Zeitgenosse verschloss sich und beendete die Diskussion. Ganz so wie Frau Krone-Schmalz, die dermaßen unwirsch die Gesprächsrunden beeinflusste, das man sich fragen muß, ob das noch zur demokratischen Willensbildung dazugehört. Menschen, die gegen Krone-Schmalz argumentieren werden dann angepöbelt oder anderweitig plattgemacht. Ich halte es da eher wie Werner Schulze, der in einer anderen Talk-Show vor einem Jahr, als es um die Ukraine-Krise ging, mächtig dagegen hielt und sein Credo ist auch meins: "Krone-Schmalz ist für Putin eine nützliche Idiotin" Zugeben auch nicht grad die Gentleman-Art - aber es trifft den Punkt.
 
Man kann dieses Ausscheren in die extrem andere Richtung, wenn der Westen schon nichts mehr zu sagen hat, dann müssen es ja die Russen oder wer auch immer als Opfer wahrgenommen wird, sein, die objektiv sind auch bei anderen Leuten sehen.
Ich sehe das bei Todenhöfer, der immer wieder gern auch von Jugendlichen zitiert wird, ich sehe das auch bei Ken Jebsen und anderen.

Oder ein anderes Beispiel: CompactTV

Das Sprachrohr, Stephanie Schulz zu erleben auf einem der Videos: Stephanie Schulz über Gesinnungsdiktatur

Auch wieder die Spaltung in die Guten und die Bösen. Die Guten, das sind Anonymus, die Bösen u.a. Facebook oder die Akteure, die zur Sperrung von Anonymus auf FB beigetragen haben. (Sofern das stimmt, ich hab das nicht weiter recherchiert.) Und natürlich sagen Anonymus NUR die Wahrheit, alle anderen erzählen Lügen. Auch wieder Kritik an den Mächtigen. Nur wird gleich so überzogen argumentiert, dass z.B. die Politiker angeblich ganz bewußt die Bevölkerung überwachen und einschüchtern sollen. Auch wieder viel zu extrem. Durchaus berechtigte Kritik wird überspitzt und endet in völlig abstrusen Behauptungen. Interessant hier, dass die Moderatorin offenbar mit Pegida u.ä. Ablegern sympathisiert. In der inhaltlichen Argumentation aber gar nicht so weit entfernt ist von denen, die mit Pegida & Co nichts anfangen können, die eher für Russland sind. Aber das beide im Grunde ganz ähnlich argumentativ auftreten, scheint nicht bewußt zu sein.

Es ist immer das Gleiche, die Kritik an den eigenen Medien, Politikern und sonstigen Machtpfeilern der Republik artet immer gleich in ein völliges Überschwenken in die entgegengesetzte Position aus. Die, die also nach Meinung der Opponenten mundtot gemacht werden sollen, sei es nun die eigene Bevölkerung, opportunistische Bewegungen wie Anonymus oder Occupy oder Russen oder die Flüchtlinge sind die Opfer und weil es Opfer sind, sagen diese Menschen grundsätzlich die Wahrheit. Krass! So simpel ist derzeit der Geist innerhalb deutscher Gesellschaftsschichten. Besonders aber in den Kreisen jüngerer Leute. Was bis zu einem gewissen Grad normal und verständlich ist. Wer die eigene Jugend erlebt hat, weiß, dass man hier geradezu zwangsläufig gegen alles mögliche rebelliert. Es ist im Grunde der Abnabelungsprozess von den Eltern, der hier auf alle möglichen gesellschaftlichen und politischen Felder übertragen wird. Das man hier leicht ins Extreme verfällt ist nichts neues. Man kann es bei vielen Politiker-Karrieren sehen. Beispielhaft vielleicht Joschka Fischer. Wie er sich als Jugendlicher benahm ist mit der Person, die man heute wahrnimmt kaum noch wiederzuerkennen. Nicht weil er alles verleugnet hat sondern weil er sich weiterentwickelt hat. Was nicht automatisch heißen soll, das das was Joschka Fischer heute sagt alles gut und richtig ist. Aber die Methoden seine Meinung zu äußern sind gepflegter und nicht mehr so extrem.

Was aber problematisch bei der heutigen rebellischen Jugend ist, ist, das die Gesellschaft als Ganzes mit großen Umwälzungen beschäftigt ist: Wachstumskrise, Eurokrise, Flüchtlingskrise, Islamkrise. Demgegenüber stehen Neuerungen wie Industrie 4.0, Natur und Umwelt (Solartechnik), Digitale Revolution, Bedingungsloses Grundeinkommen. Alles Themen, die zunächst massive Verwerfungen althergebrachter Strukturen hervorrufen.
Fällt also der jugendlich-rebellische Drang zur Veränderung auf solch eine instabile gesellschaftliche Lage ist dem Chaos Tür und Tor geöffnet. Dann gilt Meinung gegen Meinung und ein Klima des Hasses und der Gewalt kann am Ende Zustände hervorrufen, die wir uns alle nicht für möglich erdacht hätten.

Deshalb braucht es einen Plan, wie man durch die krisenhaften Zeiten kommt und was als Ziel für eine gesellschaftliche Ordnung stehen soll.

Diesen Plan vermisse ich aber bei allen diesen Kritikern meist. Die einen wollen zurück in alte Strukturen, die anderen wollen einfach nur protestieren, wissen aber nicht was passieren soll, wenn der Protest erfolgreich ist.

Es braucht also wieder mal einen Führer! Hört sich plump an, ist möglicherweise auch nicht der Weisheit letzter Schluß, aber eins ist Fakt: Wenn man diesem Opfertum weiter Raum gibt, dann werden sich Personen melden, die keiner wirklich auf der politischen Bühne haben will.
Das gilt besonders für die Putin-Versteher, wie Krone-Schmalz.
Weil die Demokratie bisher auf der Suche nach einem gesellschaftlichen Konsens keinen ausschließen will ist sie ständig der Gefahr ausgesetzt, von radikalen Meinungen durchdrungen zu werden. Solange die Demokratie eine halbwegs ausgeglichene gesellschaftliche Struktur schaffen kann, sind diese radikalen Meinungen nicht gefährlich, sie gehen unter. In diesen unseren Zeiten aber, in der die Demokratie selber neue Wege gehen muß werden radikale Meinungen hoffähig, sobald es keine starke Führung gibt.
Ich muß allerdings sagen, radikal heißt nicht zwangsläufig demokratiefeindlich. Radikal kann auch bedeuten, dass man Demokratie transformieren will. Und das zu unterscheiden ist eine große Kunst! Das geht nur mit integralem Wissen.

Mittwoch, 10. Februar 2016

München und der Untergang Europas

Zugegeben, die Schlagzeile klingt etwas reißerisch aber als ich auf den Artikel bei BILD.de gestoßen bin, fand ich den Inhalt doch spannend und nachdenkenswert.
 
Auf folgenden Kommentar von Julian Reichelt zu Putin auf BILD.de beziehe ich mich:
 
 
 
Das ist ein sehr interessanter Vergleich, den der Kommentator da aufmacht. Die Appeasement-Politik in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts war der Anfang vom Ende des Friedens in Europa!
Hitler wurden des Friedens Willen Zugeständnisse gemacht, nur um ihn zu befrieden, ihn milde zu stimmen.
Das ist in etwa so, wie wenn man einem kleinen Jungen, der sich einem selbst gegenüber unflätig benimmt, etwas Geld gibt, damit er woanders hin geht um sich irgendwas zu kaufen oder ähnliches um so das Problem los zu werden.
 
Ich finde genau in diesem Vergleich etwas, was sich vor dem Hintergrund eines integralen Weltbildes und den Ausführungen von Ken Wilber zur Krankheit unserer Zeit eine gute Diagnose darstellen könnte. Die Krankheit heißt bei Ken Wilber Boomeritis. (Ein Beispiel aus Boomeritis, 2008, S.117: "...Gerade weil der pluralistische Relativismus des grünen Mems über eine solche intensive, subjektive Haltung verfügt und weil er versucht, alles zu erlauben und nichts zu marginalisieren, ist er Freiwild für den Narzissmus. Und genau das ist der Kern des Problems: Pluralismus wird zu einem Supermagneten für Narzissmus.")

Also eine eigentlich pluralistische Haltung  im Grunde demokratische Haltung, die es erlaubt, das jeder seine Meinung sagen darf. Das Problem daran ist, dass es kein Verständnis von Hierarchien gibt und deshalb jede Meinung gleich viel wert sei. Dadurch wird einem Narzissmus die Tür geöffnet, der sich dadurch eingeladen gerne bedient und am Ende die Gastfreundschaft ausnutzt.
Denn wenn es auch verschiedene Meinungen gibt, so sind sie doch in ihrer Aussage nicht immer gleich viel wert. Weiß man das nicht, kann genau dies zu jenem Problem führen, wie es der Autor sehr anschaulich in seinem Artikel beschreibt. 
 
Bezogen auf seine Schilderung bedeutet es also wenn man es wirklich ernst meinen will, Putin in die Schranken zu verweisen. Wie das geht? Wenn man Putins Persönlichkeit betrachtet, dann gibt es nur eins, was ihn wirklich beeindrucken wird und das ist militärische Präsenz und Effektivität.
Das was man also schon in Ukraine-Krisen-Zeiten vermisste, dieses entschiedene Eingreifen der Nato und Verbündeter in die Auseinandersetzung wäre die Lösung gewesen. Ein gezielter militärischer Einsatz mit allem was einem zur Verfügung steht hätte Putin mehr zur Räson gebracht als alle anderen Mittel die man bisher einsetzte.
 
Sicher, Putin wurmen die Sanktionen, aber er hat sich wieder in sein altes egomanisches Denken zurückgezogen und sieht sich als Ausgestossener, der auf Rache sinnt. Und die Alliierten geben ihm auch alle Möglichkeiten dazu, eben wegen genannter Appeasement-Politik. Sie reden mit ihm und diskutieren und erklären und und und... Für Putin sind das nette Plauderstündchen, für ihn zählt etwas anderes, sein Plan zur Rache.
 
In dem Zusammenhang lässt einem der neulich erschienene Artikel in der Huffington Post gar nicht mehr so verwundern wenn dort aus Insiderkreisen gemunkelt wird, Putin plane den Sturz Merkels.
 
Und so lässt man ihn gewähren und wundert sich am Ende, warum alles den Bach runter geht. Auch in Sachen Syrien-Politik.
Auch Obama muß sich hier Kritik gefallen lassen, wie ich finde zurecht! Auch er hat zu zögerlich gehandelt, als es darum ging, militärisch einzugreifen. Dies wird nicht nur in dem Kommentar von Julian Reichelt deutlich, auch in einer Kolumne von Matthias Naß ganz aktuell in der Online-Ausgabe der Zeit ("Ein zweites Syrien am Mittelmeer" - den Artikel hab ich nur auf dem Smartphone gefunden, nicht auf der Online-Ausgabe - seltsam) findet der Autor genau dieselben Worte.
 
Auf jeden Fall sind diese Vorgänge nicht sehr beruhigend, im Gegenteil, am Ende ist vielleicht wirklich die Katastrophe näher als man glauben möchte!
 
 

Sonntag, 7. Februar 2016

Zeugen Todenhöfers

Ein kleines Wortspiel sei erlaubt.

Nicht die Zeugen Jehovas, nein die Zeugen Todenhöfers könnte man sie nennen, die Friedensapostel von der Friedenswerkstatt Fulda FWF.

Gerade in Anlehnung an den tollen Artikel der Jesidin Ronai Chaker steht hier ein Video auf Youtube von eben genannter Friedenswerkstatt voll im Kontrast dazu, weil sie eben genau diesen Islamismus überhaupt nicht wahrnehmen stattdessen jegliche Schuld auf Europa, speziell NATO und die USA projizieren. (Später sind dann auch Israel und die anderen Golfstaaten mit Schuld.) Der Krieg ist von den USA und Europa gesteuert usw. Selbst eine engagierte Schauspielerin wie Angelina Jolie oder Amnesty International werden angeklagt als Kriegstreiber. Um Himmels willen!!! Da wird dann alles getan um zu beweisen, das Syrien gar nicht so viele Flüchtlinge hat, aber andererseits werden zerbombte Städte in Syrien gezeigt. Dieses Video ist ein Gemisch aus Wahrheiten und Dichtungen, es wird genauso manipuliert mit Bildern aber unter dem Video steht natürlich: "Medien abseits der Massenmanipulation" mit Hinweis auf Klar.TV, nuoviso und andere Medien. Es ist zwar schön, wenn man meint, Medien anders präsentieren zu können, nichtsdestotrotz ist es immer ein Interpretation und die muß begründet werden. Das tun sie aber nicht, nein sie sind die Hüter der objektiven Wahrheit. Als ob es das gäbe. Da fehlt noch ein Stück Verständnis in Sachen Erkenntnistheorie.
Und so kommt da ein ganz schöner Quark zusammen. Auch wenn ich natürlich Engagement zur Aufklärung von welchen Dingen auch immer für gut heiße, nicht alles ist dann auch wirklich gut zu Ende gedacht.
Wie es so schön heißt, wir leben alle unter dem gleichen Himmel aber nicht mit dem gleichen Horizont.


In einem Punkt stimme ich den Leuten aber unbedingt zu: Einfach nur "Refugees welcome" zu rufen ist zu wenig. In der Tat, ich glaube, die meisten Flüchtlinge wollen auch wieder zurück wenn sie können! In der Beziehung ist das Stück in dem Video, in dem das thematisiert wird ein sehr guter Hinweis. Nur das es nicht ein Stop des Krieges bedarf sondern ein richtiges gemeinsames Eingreifen sämtlicher Staaten, die dazu in der Lage sind. Dann wird der Krieg kurz und schnell zu Ende sein. Aber nur nach Frieden zu rufen reicht einfach nicht.

Offener Brief einer Jesidin...

...an Herrn Todenhöfer.

Jetzt weiß ich gar nicht mehr vor lauter Klickerei im Netz von wo aus ich zu diesem Blogeintrag gekommen bin.

Jedenfalls wollte ich das mal hier festhalten. Da richtet eine Bloggerin, eine Jesidin einen offenen Brief an Todenhöfer und wirft ihm eine Verharmlosung islamischen Antisemitismus vor.
Ich finde das mutig und richtig. Ich habe bisher auch die Äußerungen Todenhöfers als zum Teil sehr problematisch empfunden. Der immer wieder durchschimmernde Anti-Amerikanismus und dieses ständige Schlechtreden der eigenen Kultur, der eigenen Regierung etc. ist einfach nur ziemlich albern. Besonders in linken Kreisen ist er ja dafür sehr beliebt. Aber ich kann mit seinen Äußerungen nicht viel anfangen, mehr noch, halte sie selber eher als einen Ausdruck für die Probleme, die wir hier haben.
Meiner Ansicht nach hat Todenhöfer es nach wie vor nicht verstanden, eine weltzentrische Sichtweise anzunehmen. Stattdessen ist sie einseitig ethnozentrisch.

So fühle ich mich jetzt durch die Worte dieser Bloggerin endlich mal bestätigt. Und ich kann fast allem was sie schreibt zustimmen. Toller Beitrag und deshalb hier der Link gespeichert:

Die Gefahr der Spaltung des Landes - Ein Vortrag von Hans-Joachim Maaz

Durch einen Hinweis eines Bekannten in einem E-Mail-Verteiler bin ich auf die Veranstaltung hingewiesen worden. Zwar war die Veranstaltung bereits Vergangenheit aber dank digitaler Medien ist der Vortrag online noch weiterhin verfügbar und ich war sehr gespannt.

Denn es ging um Hans-Joachim Maaz, einem praktizierendem Psychiater und Psychoanalytiker, dessen Name mir schon vor einigen Jahren mal begegnete als mich jemand auf das Buch "Der Lilith-Komplex" von ebenjenem Autor aufmerksam machte. Das Buch hab ich zwar bis heute nicht gelesen aber es ist nach wie vor nicht von der Bildfläche verschwunden. Irgendwann hole ich das nach...

Hans-Joachim Maaz hielt also am 03.02. 2016 einen Vortrag an der Volkshochschule Leipzig zu dem Thema: "Die Gefahr der Spaltung des Landes - Psychodynamik von Protest und Gegenprotest"

Hier kann man sich den Referent im Original anhören: Vortrag Maaz VHS Leipzig 03.02.2016

Ja, das Thema ist natürlich den aktuellen Ereignissen in dieser, unserer Gesellschaft geschuldet, der Flüchtlingskrise und dem ganzen drumherum wie AFD und Pegida-Demos usw.
Und ich bin persönlich immer sehr interessiert an Erklärungen, die auf psychologischen Erkenntnissen beruhen, da ich die Erforschung der eigenen Psyche als auch solche Phänomene wie kollektive Psyche für sehr spannend halte.

Insofern war ich froh, dass ich mir diesen Vortrag online noch mal anschauen konnte, denn wenn ich es gewußt hätte, dann wäre ich sicher auch live zur Veranstaltung gegangen.

Hier nun mein Fazit zum Vortrag von Hans-Joachim Maaz:

Er lässt am Ende doch einigen starken Tobak raus, das gefiel mir sehr gut, ich kann auch sagen, das ich dem zustimmen möchte.
Als da wären: Die Aussage "Wir schaffen das" hält er für Größenwahn!!! Eine Art Kompensation, die auf narzisstischen Annahmen beruht. Ich komme gleich noch mal drauf zurück.
Desweiteren die Aussage: "die Willkommenskultur ist Ausdruck einer Störung, einer Neurose"!!!! - Wenn ich das hier so unvermittelt hinschreibe, kann man natürlich den Argumentationsstrang, den Maaz vornahm, nicht erkennen, ich versuche es mit den mir zur Verfügung stehenden Worten zu erklären.
Aber noch einer der Kernaussagen zum Schluß: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland!"!!!

Na, das sind doch mal ganz schön harte Brocken, die er da dem Publikum vorsetzt. Wohlgemerkt tat er dies am Ende seiner Argumentation, ich habe dies nun an den Anfang gestellt um das Wichtigste seiner Erkenntnisse erst einmal herauszuarbeiten.

Wie kommt Maaz zu diesen Einschätzungen?

Für Maaz ist die Gesellschaft gestört, psychologisch, wie er es nun mal als ausgebildeter Psychologe wahrnimmt.
Die deutsche Gesellschaft hatte drei große Störungen in der jüngeren Geschichte: Nazideutschland, DDR-Sozialismus und Narzisstische Gesellschaft. Letzteres wäre der aktuelle Störungsprozess wobei er leider hier nicht genauer drauf eingeht, was er mit narzisstischer Gesellschaft meint. Ein Blick auf die Rezension auf eines seiner Bücher "Die narzisstische Gesellschaft" auf Amazon schafft da ein wenig Klarheit. Eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung steht hier im Vordergrund der Störung.

Gestörte Gesellschaften funktionieren nur insoweit als das sich die Gestörten gegenseitig durch Projektion, Spaltung und/oder Kompensation disqualifzieren bzw. ermächtigen. Eine der Schwachpunkte in der Argumentation von Maaz wie ich finde, aber dazu später vielleicht mal mehr.

Jedenfalls meint Maaz, solange es hier ein irgendwie halbwegs hergestelltes Gleichgewicht zwischen den Kräften existiert, so lange kann die gestörte Gesellschaft auch den Konflikt verdrängen, nach außen projizieren und sich nicht damit beschäftigen. 
Also beispielsweise war nach Maaz nach dem Krieg eine Art der Kompensation der Leitsatz "Wohlstand für alle" hier sicher auch bezogen auf Westdeutschland. Solange die Wirtschaft wuchs und der kleine Mann etwas von diesem Wohlstand abbekam, solange war der Leitsatz gültig und nicht in Frage gestellt. Nach außen hin war man im Wettbewerb mit den sozialistischen Ländern, die es als Feinde zu betrachten galt.
Maaz glaubt auch, dass dieser Drang nach mehr Wachstum ein Ausdruck einer Störung ist. Eine Wachstumgsgesellschaft sei eine kranke Gesellschaft, wie er sagte.
Diese Kompensation "Wohlstand für alle" ist jedenfalls nicht mehr gültig in unserer heutigen Zeit. Womit er bezug nimmt auf die immer größere Ungleichverteilung von Arm und Reich usw.

Die Flüchtlingsproblematik ist in diesem Kontext nur ein Symptom der darunterliegenden Gestörtheit der Gesellschaft. Ein Symptom, das aber weltweit auftritt und an keiner Grenze halt macht.
Die pathologischen Folgen unseres Wohlstands sind einerseits in die Zukunft verschoben als auch in die anderen Regionen der Welt auf deren Kosten wir leben.

Wie geht die Gesellschaft nun mit diesem Problem um aus psychologischer Sicht und hier gelangen wir zu dem Thema des Vortrages, nämlich der Gefahr der Spaltung des Landes.
Maaz führt dazu den Begriff der Normopathie ein. Normopathie ist nichts anderes als, dass es eine Gleichschaltung der Meinungen gibt. Niemand sagt mehr etwas gegen die öffentliche Meinung (=Norm) aus Angst gemobbt zu werden. Political Correctness ist ein anderer Begriff dafür und er bedeutet, das es bestimmte Ansichten gibt, die man nicht öffentlich äußern darf ohne dafür an den Pranger gestellt zu werden, ohne dafür mit gesellschaftliche Ausgrenzung rechnen zu müssen. Das alte Märchen von des Kaisers neue Kleider wird hier gern als Beispiel angeführt.
Und diesen Prozess sieht Maaz derzeit in der Gesellschaft am Wirken. Gibt es Gegenstimmen werden diese sofort gebrandmarkt. Besonders die Politiker sind da auffällig anfällig für eine Art von Konversation, die den Gegenüber entmündigt. Der Diskurs mit dem Bösen wird verweigert. ("Mit denen reden wir nicht...")
Auch die Protest- und Antiprotestbewegungen zwischen Legida und No-Legida sind hier Ausdruck dieser Normopathie. Ein Miteinander ist hier nicht möglich.

Außerdem findet eine klare Spaltung in die Guten und die Bösen statt: Die Guten, das sind die Flüchtlinge und die Helfer im Gegensatz dazu die Bösen, das sind sämtliche Kritiker und Ausländerfeindlichen Äußerungen.

Doch für Maaz sind diese Streitigkeiten nur Streitereien auf der Symptom-Ebene, die wirkliche Ursache des Problems wird nicht angegangen.

Und so kommt er zu den Schlüssen, wie ich sie oben schon angeführt hatte: Die Willkommenskultur ist eine Störung, eine Neurose weil sie bagatellisiert die Probleme, die durch die anstehende Integration von Flüchtlingen auf uns zu kommt. Nur Tee und Luftballons den ankommenden Flüchtlingen zu reichen, reicht eben auf Dauer nicht.
Hinzu kommt ein wichtiger Punkt, den ich übrigens auch völlig teile, nämlich, dass die Flüchtlinge aus problematischen Kulturkreisen kommen. So wie Maaz meint, sei der Islam nicht eine Religion wie jede andere. Das ist in der Tat richtig, aber in der Kürze wirkt es auch verkürzt. Man müsste dies schon noch etwas tiefer angehen und begründen. Deshalb sind diese Äußerungen von Maaz auch nicht so ungefährlich, da sie im Sog rechtsradikaler Gesinnung sofort einen Flächenbrand entzünden können.
Aber prinzipiell gebe ich Maaz recht, es muß eine intensive Beschäftigung mit der islamischen Kultur und Gesellschaft stattfinden wenn man wissen will, wer da zu uns kommt. Das vermisst man sehr häufig in der naiven Willkommenskultur.

Ergänzend noch ein Artikel, den ich schon 2010 mal postete, auch hier wird über die Veränderung der Gesellschaft, vor allem der Verrohung der Mittelschicht, berichtet. Vor dem Hintergrund des eben gesagten wirkt das doch erstaunlich bestätigend. Es ist ein Prozess der Verrohung der gesamten Gesellschaft in Gange. Hier allerdings gesehen als ein Ausdruck der einseitigen Ökonomisierung aller Lebensbereiche.

Soweit dazu.
Hier noch ein paar Kritikpunkte an Maaz.
Wie ich schon oben andeutete, ein Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, welches nur aus Gestörten besteht ist doch etwas zu dick aufgetragen. Das kann so nicht stimmen. Zumal, wenn man meint, dass daraus irgendetwas sinnvolles entstehen soll.
Was Maaz hier vernachlässigt, ist der Prozessgedanke. Also ganz einfach erklärt, ich habe eine neue Maschine, egal was es jetzt ist, sie funktioniert. Irgendwann und das ist der normale Lauf der Welt verschleißt diese Maschine, also brauch ich eine neue oder muß reparieren. Und dieser Reparaturaspekt, das ist der Aspekt, auf den Maaz sich bei seiner Beschreibung von kranken bzw. gestörten Gesellschaften bezieht. D.h. aber nicht, dass die Gesellschaft von Anfang an nur von Gestörten umgeben ist. Wie kann dann etwas gesundes entstehen. Die 68-er Bewegung, die Grünen, die Verbesserung der Frauenrechte und es gäbe der Beispiele mehr?

Ein anderer Punkt, der hier bisher keine Beachtung fand, ist, dass Maaz glaubt, dass das Unbewußte die allbestimmende Machtzentrale ist. Eine irrationale Machtzentrale auf der der rationale Verstand nur aufbaut und dessen Spitze des Eisberges ist. Auch das halte ich für ein nicht zureichendes Modell der menschlichen Psyche. Zumal er ja dann selber bei jeder Erklärung von gesellschaftlichen Verhältnissen in den Zwiespalt kommt, weil wenn er es rational erklärt, ist es keine tiefgehende Erklärung weil es ja das Unbewußte nicht mit einbezieht. Einbeziehen kann ich es aber nicht, weil es nicht erklärbar ist. Also hier ist meiner Meinung nach auch nachzubessern. Ich glaube, dass es sehr wohl einen Prozess der Erkenntnis gibt, der dazu da ist, genau dieses Unbewußte bewußt zu machen um eben dann freier zu sein.
In diesem Zusammenhang gab Maaz eigentlich selber ein schönes Stichwort: innere Demokratisierung.
Innere Demokratisierung verstand er als die Erkenntnis über sich selbst, über seine eigenen Stärken und Schwächen. Genau das ist ja eine Bewußtwerdung dessen, was vorher unbewußt darniederlag und mit Abwehrmechanismen wie Projektion nach außen getragen wurde.
Das diese innere Demokratisierung an den Wendepunkten der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland nicht immer stattgefunden hat, das kann man gut nachvollziehen. Stichwort Wendehälse.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Mit einem Taxi nach...

...Chemnitz!
 
Gut, es ist nicht Paris, wie man es aus dem Gassenhauer von Felix de Luxe her mitpfeifen kann, aber immerhin, die angekommenen Flüchtlinge in Sachsen, wie z.B. hier in Leipzig dürfen in der Tat diesen Service kostenfrei in Anspruch nehmen.
 
Hätte ich so nicht gedacht, aber wenn ARTE darüber berichtet, darf man davon ausgehen, dass sie ordentlich recherchiert haben.
 
Erwähnen sollte man natürlich, dass es sich nicht um Privatfahrten handelt sondern um Fahrten zu Behörden. Das Amt für Flüchtlinge in Sachsen ist nun mal in Chemnitz. Deshalb müssen die Flüchtlinge dahin wenn es sich um Formularien welcher Art auch immer handelt.
 
Jedenfalls sind die Taxi-Unternehmen derzeit Profiteure der Flüchtlingskrise.
 
Bezahlt werden die Fahrten von der sächsischen Landesdirektion.
Etwas mulmig kann einem beim Ansehen des Berichtes schon werden. Da werden Flüchtlinge von Leipzig nach Chemnitz und zurück mit dem Taxi gebracht und während die Flüchtlinge auf den Fluren der Ämter warten tickt das Taxameter fleißig weiter. 300 Euro kostet so eine Fahrt manchmal. Wenn die Wartezeit auf'm Amt besonders lang ist.
Bezahlen tut es am Ende der Steuerzahler oder gibt es andere Quellen?
 
Jedenfalls braucht man kein Hellseher zu sein, das solche Geschichten Wasser auf die Mühlen derer sind, die sich von Flüchtlingen bedroht fühlen ob zurecht oder nur aufgrund von Schauergeschichten, die erzählt werden spielt dabei keine Rolle. Das wird auf Dauer so nicht lange gut gehen. Der Volkszorn ist ohnehin schon auf einem recht bedrohlichen Level, es braucht nicht mehr viel um ihn gänzlich in Gewalt ausarten zu lassen.
 
 
Original stammt von ARTE: http://www.arte.tv/guide/de/064803-000-A/die-fluechtlingsindustrie?autoplay=1 (Da ich nicht weiß, ob der Link dauerhaft verfügbar sein wird, hab ich den Youtube-Link noch hinzugefügt)

Facebook Algorithmen

Neulich schrieb ich einen Kommentar über einen Artikel aus der ZEIT, der sich mit dem Phänomen der Radikalisierung durch Facebook beschäftigte.
 
Genauer gemeint waren die Algorithmen, die Facebook verwendet um den User die neuesten Neuigkeiten in den Gebieten, die den User interessieren anzuzeigen.
Daraus entwickelte der Autor seine interessante These, der ich durchaus zustimmen würde.
 
Jetzt gab es auf T3N einen Artikel, der sich mit ein paar Details dieser Algorithmen, die Facebook verwendet beschäftigte.
 
 
Durchaus interessant. Keine irgendwie zu technischen Erklärungen. Natürlich kann man so auch nicht erwarten, dass man alles bis ins Detail versteht aber ein paar Anhaltspunkte findet man schon.
 
So ist es also durchaus von Bedeutung wieviele Kommentare und Likes ein Beitrag hat, um beim nächsten User angezeigt zu werden. Auch das Datum, wann diese Kommentare und Likes erzeugt wurden, spielt eine Rolle.
 
Also gerne mal durchlesen. Ich hoffe, der Artikel bleibt online zugänglich!