Samstag, 2. Oktober 2021

Zukunftsansätze

 Lesbares Interview mit einer sehr gewissenhaften Maja Göpel über die Zukunft und die aktuellen Trends in der Politik und Gesellschaft:

"Die Frage nach dem Lebensstil wird sich bald sehr stark stellen"

Freitag, 5. März 2021

Corona Pandemie als Beispiel für veraltete Verwaltung in Deutschland

 Weil so wenig wirklich richtig läuft, scheint es doch einen Zusammenhang zu geben, zwischen Digitalisierung und politischer Verwaltung. Beides geht noch nicht wirklich einher in Deutschland wie man diesem Artikel aus dem Tagesspiegel wohl entnehmen kann:

Tagesspiegel

Samstag, 12. September 2020

Von der Psychologie zur Politik - Ken Wilber Statement

 Hier ein Statement von Wilber, dessen Quelle ich mir leider nicht aufgeschrieben habe. Nur, dass ich es mal auf Diskette gespeichert hatte, was darauf hindeutet, dass es schon ziemlich alt ist. Ich hab diese Erklärung Wilbers immer mal wieder im Gedächtnis präsent, aber nie die einzelnen Schritte.

 

'Das Fachgebiet Psychologie führt unweigerlich zur Soziologie, die führt dann unweigerlich zur Anthropologie,
und von hier zur Philosophie. Und dann, merkwürdigerweise, bizarrerweise, führt das zur Politik.

Das geht so: Ein wichtiger Zweig der Psychologie ist die Psychotherapie. Alle Schattierungen der Psychotherapie nehmen ihren Ausgangspunkt an der Tatsache, daß Menschen unglücklich sind. Psychotherapie versucht, die Ursachen dieses Unglücklichseins in den Köpfen der Menschen oder in ihrem
Verhalten aufzuspüren. Jemand der eine "Geisteskrankheit" hat, eine "Neurose" oder eine "erlernte Anpassungsstörung", welche Bezeichnung auch immer, dieser Mensch ist "beeinträchtigt" in seinem Realitätsbezug. Dem wird jeder zustimmen.

Aber: Was ist Realität? Wie die Komödiantin Lily Tomlin sagt: "Was ist Wirklichkeit? Nichts als eine gemeinsame Ahnung." Anders ausgedrückt, ist das, was wir Wirklichkeit nennen, nicht in einem hohen Maße ein soziales Konstrukt?
Wie können wir sagen, jemand sei in seinem Realitätsbezug beeinträchtigt, ohne zu wissen, worauf genau er sich beziehen soll? Was, wenn Sie beeinträchtigt sind in ihrem Realitätsbezug auf eine Gesellschaft von lauter Nazis? Wäre das nicht eher ein Zeichen für geistige Gesundheit, keine Krankheit?

Wenn man also "psychische Krankheit" definieren will, muß man plötzlich definieren, was eine "gesunde" Gesellschaft ist. Es gibt keinen anderen Weg, um zu bestimmen, was "beeinträchtigter Realitätsbezug" eigentlich heißen soll. Beeinträchtigt in bezug worauf? Krankheit im Vergleich zu welcher Definition von
Gesundheit?

Dann - als Theoretiker - wird man wohl damit anfangen müssen, sich verschiedene Gesellschaften und Kulturen genauer anzusehen, und zu verstehen suchen, wie Menschen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten Gesundheit oder Normalität, oder gar "Realität" definiert haben. Und das wird
uns dann sehr rasch zur Anthropologie bringen, also zur Beschäftigung mit der Entwicklung der menschlichen Spezies im allgemeinen.

Und schon geht es zurück in die Geschichte und in die Vorgeschichte, man versucht in alledem einen Sinn zu finden, herauszufinden, was es bedeuten könnte, "normal" zu sein, weil man anders keine Möglichkeit hat, die Bedeutung von unnormal oder krank zu definieren; und deswegen - mal ganz ehrlich - haben wir eigentlich überhaupt nichts, was wir unseren Patienten wirklich empfehlen könnten. Wie können wir sie "gesund machen", wenn wir noch nicht einmal sagen können, was Gesundheit ist?

Und - ich bedaure es, das innere Geheimnis der Anthropologie aufzudecken - aber die Anthropologie birgt keinerlei Antwort. Alles was wir finden werden, ist die Tatsache, daß menschliche Wesen vor ungefähr, sagen wir mal 400.000 Jahren, die Weltbühne betreten haben. Dann treibt ein heftiger Wildwuchs von
Kulturen und Gesellschaften seine Blüten, und Tausende verschiedener Normen und Regeln und Glaubenssysteme und Verfahrensweisen und Ideen und Künsten und was man sich sonst noch so vorstellen kann, explodieren förmlich auf dieser Bühne.

Man wird dann also sehr bald feststellen, daß man noch nicht einmal beginnen kann, hier etwas zu begreifen, ohne irgendeine Form geistiger Kategorien, die einem helfen, diesen heterogenen Wust zu ordnen, zu klassifizieren und zu strukturieren. Was ist nützlich und was nicht? Was ist gut, was schlecht? Was ist
wertvoll und was unwichtig? Was ist wahr und was falsch? Und schon ist man plötzlich ein Philosoph.

Oh nein! Man kann noch nicht einmal anfangen, etwas vom menschlichen Dasein zu begreifen, ohne tief in philosophische Themenkreise einzutauchen. Sogar jene, die der Philosophie jegliche Bedeutung oder Validität absprechen - sie führen philosophische Gründe an für ihre Ablehnung! In anderen Worten, ob man mag oder nicht, Mensch sein heißt Philosoph sein. Die einzige Wahlmöglichkeit besteht darin, ob man ein guter oder ein schlechter sein möchte.

Und dann, wenn man denn nun versuchen will, ein guter Philosoph zu sein, passiert es: Sobald man sich als Philosoph erlaubt, tatsächlich ein paar triftige Schlüsse zu ziehen - über das Wesen von Wirklichkeit, die Natur des Menschen, des Geistes, des Guten, Wahren und Schönen - dann wird man sehr schnell feststellen, daß mit zwingender Notwendigkeit versucht werden muß, die Gesellschaft zu einem Ort zu machen, an dem eine größtmögliche Anzahl von Menschen die Möglichkeit haben, das Gute und das Wahre und das Schöne anzustreben. Das wird dann zu einem brennenden kategorischen Imperativ, der sich mit seiner unerbittlichen moralischen Forderung in die Seele hineinfrißt.

Foucault hat auf eine der großartigen Sachen bei Kant hingewiesen, nämlich, daß er als erster moderner Philosoph die zentrale Frage gestellt hat, was es für eine Gesellschaft bedeutet, aufgeklärt (erleuchtet, A.d.Ü.) zu sein, in seinem Aufsatz "Was ist Aufklärung?". Wohlgemerkt, nicht einfach "Aufklärung" (engl.
"Enlightenment" = meint im doppelten Sinn Aufklärung und Erleuchtung - A. d. Ü.) für Sie oder für mich, sondern für die Gesellschaft als Ganzes! Oder Karl Marx: Die Philosophen der Vergangenheit haben lediglich versucht, Wirklichkeit zu verstehen, während die wirkliche Aufgabe darin liegt, sie zu verändern. Sozial
verpflichtet zu sein!

Und schon befindet man sich, als moderner Philosoph, im weiten Feld politischer Theorie. Man wird sich klar darüber, daß Bodhisattvas wohl oder übel zu Politikern werden müssen, so gruselig das zunächst auch klingen mag.'

Wilber - ein Interview

Donnerstag, 4. Juni 2020

Und noch mal warum die EU so nicht funktioniert

Letzten Sonntag (24.05. ) beim Talk von Anne Will im Ersten, es ging um die EU und die Abgabe von Souveränitätsrechten der einzelnen Mitgliedsländer bezüglich der Finanzpolitik - gab es doch einen interessanten Ausspruch von Carsten Linnemann (CDU), der seine Aussage mit den in der Tat bedeutungsvollen Worten begann: "vielleicht wird einmal in den Geschichtsbüchern stehen, dass es ein Fehler war..." und da hat er wie ich finde, richtig gute prophetische Gaben, denn da stimme ich ihm zu, denn er meinte, das man in der EU zuerst eine Währungsunion und erst später eine politische Union einführte war wohl ein Fehler. Wobei ich zwei Dinge korrigieren würde. 1. müssen Währungs- und politische Union Hand in Hand gehen, es ist also mühselig definieren zu wollen, was zuerst sein müsste und 2. eine politische Union sehe ich bis heute nicht, was die EU angeht. Weshalb seine weiteren Worte für mich unverständlich sind, denn es kann nur eine Version der "Vereinigten Staaten von Europa" angestrebt werden, alles andere wird nicht funktionieren. Deshalb muss es das Ziel sein, die politische Einheit anzustreben. Dass das mit dem Verbund an aktuellen Staaten kaum vorstellbar ist, ist mir klar. Dann sollte man nach Lösungen suchen, denn die EU so wie sie jetzt ist, ist zum Scheitern verurteilt.
Und eins darf ich mal festhalten, ich kann mich noch erinnern, wie die CDU kurz nach der Wende im Wahlkampf Plakate mit dem Spruch "keine Experimente mehr" hier im Osten aufstellte, sie bezog sich damit auf die Ex-DDR und ihrem Modell des Sozialismus.
Dass was die CDU mit dem Experiment EU anstellt, ist aber auch nicht viel besser. 
Was sie hier anstellt ist Murks und wird früher oder später in einem Fiasko enden.

Immerhin gibt es mal einer wie Linnemann zu! Das sollte man sich gut merken.
Bei Min: 25 wird es interessant:


Donnerstag, 14. Mai 2020

EU so nicht existenzfähig - EZB-Urteil beweist es

"Berlin muss nun Farbe bekennen. Halten sich Bundesregierung und Bundesbank an die Buchstaben des Karlsruher Urteils, kann der Euro langfristig nur überleben, wenn die Bundesregierung einer gemeinsamen Schuldenaufnahme für den Wiederaufbaufonds durch die EU zustimmt."
Ganz meine Meinung - wer eine EU will, der muss auch eine wirkliche Union draus machen. Neben Währungsunion muss auch eine Fiskalunion und eine politische Union her, alles andere ist Murks.

Artikel von Handelsblatt

Freitag, 24. April 2020

Precht hat nicht immer Recht

So sehr ich Richard David Precht für seine sonst recht anschaulichen Erklärungen schätze, so kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auch mal daneben liegt. Leider ist das immer bedauerlich bei solchen Leuten, die es eigentlich besser wissen könnten, aber aus welchen Gründen auch immer, da nicht die Tiefe haben um das zu sehen.

Hier in dem Interview zeigt Precht zwei Schwächen:

1.) Die Steuer auf Online-Händler

2.) Die Ansicht, der Mensch sei Teil der Natur

Zu 1.)

Schon relativ häufig hatte ich dieses Statement von Precht vernommen:

"Für die Stützung des Einzelhandels könnte man eine Online-Steuer für die großen, globalen Marktteilnehmer erheben. Amazon und die anderen Online-Handelsriesen sind die großen Gewinner der Corona-Krise. Wenn man deren Umsätze mit 25 Prozent besteuern würde, käme ein gigantischer Fonds zusammen, aus dem man den qualifizierten stationären Einzelhandel stützen und den Gastronomen unter die Arme greifen könnte. Ich war schon vor Corona für solch eine Steuer, um die Biodiversität des Marktes zu erhalten und die völlige Verödung unserer Klein- und Mittelstädte zu verhindern."
Für mich schwer verständlich warum Precht hier auf den Status Quo pocht. Er nennt es Biodiversität des Marktes erhalten, also mit anderen Worten, es soll so bleiben wie es früher mal war. Denn früher war ja bekanntlich alles besser. Das dies so gar nicht wirklich zukunftsfreudig ist, wie Precht sonst immer wirkt, scheint ihm nicht aufzufallen.
Und es scheint ihm die nötige Phantasie zu fehlen, die aus der Tatsache, dass der Einzelhandel nun mal nicht mehr das Bild der Innenstädte aufgrund neuer technologischer Entwicklungen bestimmt, resultieren, völlig neue Konzepte der Gestaltung von Innenstädten möglich wären. Warum soll etwas so bleiben wie es war? Das war noch nie so und wird es auch weiterhin nicht tun. Kulturelle Landschaften ändern sich und hier ist die Chance da, etwas neues aus den Innenstädten zu machen. Wie wäre es mit einem großen Begegnungszentrum welcher Art auch immer. Ein großer Spielplatz für Sport und Kunst und allem was dazugehört. Wir brauchen keine Einzelgeschäfte unbedingt. Nicht in der Masse und auch gar nicht so vereinzelt. Mobile Märkte mit Ständen für Einzelhänder wären auch völlig ausreichend und würden das Flair einer Stadt völlig neu beleben. Der Einzelhändler wird nicht per se aussterben aber seine Dominanz alter Prägung wird verschwinden.

Zu 2.)

Das ist das übliche Argument und früher hab ich dem auch angehangen. Heute nicht mehr. Denn es ist andersherum: Die Natur ist ein Teil des Menschen, und zwar ein grundlegender Teil des Menschen. Grundlegend heißt aber nicht bedeutungsvoller. Bedeutungsvoller ist der Mensch weil er über die Natur hinausgeht.